grown ups
Es gibt Momente im Leben, da stürzt die Einsamkeit förmlich auf dich ein und zersplittert auf ihrem Weg zu dir bisher feste Größen, lässt den Boden wanken, hinterlässt kalte Asche und einen Kloß im Hals.
Da stehst du allein, lediglich mit deinen Grundsätzen bekleidet und einem Gefühl für das, was du für richtig hälst und was vordergründig die meisten Menschen in deinem Umfeld ebenso als richtig unterschreiben würden. Vor allem die, die dich erzogen haben.
Genau diese Menschen sind nur einen Meter entfernt von dir, während einer von ihnen, einer ihrer ältesten Freunde, im abfälligen Ton das Wort "Schlitzauge" benutzt. Oder "Neger". Oder als erste Assoziation beim Gespräch über die Hochzeit eines schwulen Paares im Nachbarort den linken Arm affektiert an sich reißt, theatralisch die Augen rollt und die Haare wirft und in hoher, überspitzter Stimme etwas unglaublich dämliches über die mögliche Besetzung der Gästeliste äußert.
Die ersten Male noch reagierst du mit hochgezogenen Augenbrauen und weist in lockerem Ton darauf hin, dass das gewählte Wort nicht angebracht ist. Dass es Menschen gibt, die sich verletzt fühlen dadurch. Außer dir und dem Angesprochenen sagt keiner mehr was. Betretenes Schweigen.
Irgendwann aber kannst du nicht mehr locker und höflich bleiben, irgendwann patzt du nur noch gerade heraus, fragst, wo der Artikulierende eigentlich lebt, dass er ein solches Weltbild mit sich herumtragen muss. Und sagst offen, dass du das an den Tag gelegte Klischee-Denken mehr als nur zum Kotzen findest. Und kannst nur noch höhnisch lachen auf die Antwort: "Das ist aber so."
Dann siehst du die Scham in den Augen der Menschen, die dich dahin erzogen haben, den Mund aufzumachen, deren "Nie wieder!" vor 25 Jahren laut durch die Straßen gellte. Und jedes Gefühl der Sicherheit ist auf einmal fort. Ein leiser Stich in deinem Innersten kündet von ihrer ehemaligen Anwesenheit, aber noch nicht einmal das kannst du in diesem Moment glaubhaft vor dir selbst bezeugen. Dass es sie einmal gegeben haben mag, die Sicherheit.
Denn du weißt nicht, du kannst nicht erkennen und nicht mehr spüren, was sie ihre Augen niederschlagen lässt. Das Verhalten ihres Freundes, ihr eigenes oder deins.
Da stehst du allein, lediglich mit deinen Grundsätzen bekleidet und einem Gefühl für das, was du für richtig hälst und was vordergründig die meisten Menschen in deinem Umfeld ebenso als richtig unterschreiben würden. Vor allem die, die dich erzogen haben.
Genau diese Menschen sind nur einen Meter entfernt von dir, während einer von ihnen, einer ihrer ältesten Freunde, im abfälligen Ton das Wort "Schlitzauge" benutzt. Oder "Neger". Oder als erste Assoziation beim Gespräch über die Hochzeit eines schwulen Paares im Nachbarort den linken Arm affektiert an sich reißt, theatralisch die Augen rollt und die Haare wirft und in hoher, überspitzter Stimme etwas unglaublich dämliches über die mögliche Besetzung der Gästeliste äußert.
Die ersten Male noch reagierst du mit hochgezogenen Augenbrauen und weist in lockerem Ton darauf hin, dass das gewählte Wort nicht angebracht ist. Dass es Menschen gibt, die sich verletzt fühlen dadurch. Außer dir und dem Angesprochenen sagt keiner mehr was. Betretenes Schweigen.
Irgendwann aber kannst du nicht mehr locker und höflich bleiben, irgendwann patzt du nur noch gerade heraus, fragst, wo der Artikulierende eigentlich lebt, dass er ein solches Weltbild mit sich herumtragen muss. Und sagst offen, dass du das an den Tag gelegte Klischee-Denken mehr als nur zum Kotzen findest. Und kannst nur noch höhnisch lachen auf die Antwort: "Das ist aber so."
Dann siehst du die Scham in den Augen der Menschen, die dich dahin erzogen haben, den Mund aufzumachen, deren "Nie wieder!" vor 25 Jahren laut durch die Straßen gellte. Und jedes Gefühl der Sicherheit ist auf einmal fort. Ein leiser Stich in deinem Innersten kündet von ihrer ehemaligen Anwesenheit, aber noch nicht einmal das kannst du in diesem Moment glaubhaft vor dir selbst bezeugen. Dass es sie einmal gegeben haben mag, die Sicherheit.
Denn du weißt nicht, du kannst nicht erkennen und nicht mehr spüren, was sie ihre Augen niederschlagen lässt. Das Verhalten ihres Freundes, ihr eigenes oder deins.
Anna Licht - 14. Aug, 22:34
hoffe, du erwartest keine antwort. wenn ja, dann muss ich sagen: frag mich noch mal in zwei jahren.
nein, antworten kann mir darauf keiner.
ich glaube manchmal, ich musste noch einmal hierher kommen, um endlich ganz gehen zu können.