Freitag, 29. Februar 2008

[Seelenstriptease]

Frau Wahl kann nicht bloggen, wenn ihr jemand über die Schulter schaut.

Ich kann nicht das bloggen, was ich von jemandem gelesen wissen möchte, weil ich Angst habe, dass jemand es liest. Obwohl ich weiß, dass jemand es sowieso nicht liest.

Am Ende der Worte.
[/Seelenstriptease]

Dienstag, 26. Februar 2008

Heimat

Die Straßen, die ich durchlaufe, die Grünstreifen, die ich passiere, die Gesichter der Menschen, sie alle sagen mir nichts. Sie ziehen an mir vorbei, ich ziehe weiter. Wie eine Herde großer Tiere stehen bewegungslos die Kräne, die die Zukunft gestalten sollen, vor der Kulisse einer Region im Stillstand. Sie beachten mich nicht, sie beachtet mich nicht und ich will mich zwingen, nicht Unmögliches zu verlangen, und versage kläglich.

Die Wochenenden gleichen den früheren, das Sitzen zwischen den Menschen, die meine alten Bekannten geworden sind, ist inhaltslos; unverstanden, nicht verstehend schweige ich. Ich bewege mich rückwärts durch die Zeit. Meine Gedanken versuchen, ein Ganzes herzustellen aus den Splittern und Fetzen dessen, was meine Filter von Draußen übrig lassen. Nichts passt zusammen, und so entsteht mein Bild, und meine Bleistiftskizzen sind nichts als Verzweiflungstaten gegen das Verstehen.

Denn die Stadt schweigt mich an, nur der Blick meines Spiegelbilds, der verzerrten Reflexion, spricht stumm und deutlich Worte, die ich nicht hören will.

Dienstag, 19. Februar 2008

Mein Radio brennt

Und Euch, liebe Radiosender, -moderatoren und -macher, möchte ich mal was mit auf den Weg geben:

Menschen, die um 6:15 Uhr morgens einen Radiosender bar jeglicher Informationsanliegen einschalten, wollen geweckt, nicht in den Schlaf gelullt werden. Um diese Zeit ein Lied zu spielen, in dessen Refrain gefühlte skatrillionen Mal die Zeile "it's too late to apologize" vorkommt, lässt zwar den Schluss zu, dass Ihr zumindest ahnt, wie kacke Euer Programm wirklich ist, ändert aber nichts an der physiologischen Unmöglichkeit, durch den zugehörigen Rhythmus in die Gänge zu kommen, Platz 2 der Charts hin oder her. Und was von diesen generell zu halten ist, zeigt sich mit einem Blick auf Platz 1, auf den zum wiederholten Male die Klingeltonindustrie mit Hilfe des geistig komplett retardierten Durchschnittskäufer ihren akustischen Müll abgeladen hat. Das Ding dann auch tatsächlich öffentlich und gebührenfinanziert abzuspielen, macht Eure Fick-Dich-Hörer-Haltung mehr als deutlich, und keine geheuchelte Entschuldigung der Welt wird mich dazu bringen, das Gegenteil anzunehmen. Lieber stürze ich mich in ein freiwilliges Koma, als meine geistige Anwesenheit nochmal dem Radiowecker anzuvertrauen.

"Schon GEZahlt?", fragen mich die Überreste eines Plakats auf dem Weg zur Arbeit. Langsam greife ich in meine Tasche und ziehe den neuerworbenen Flammenwerfer hervor.

Montag, 18. Februar 2008

wüste

Durst nach mir selbst unter all den Lagen von dem, was ich in Dir sehen will. Wortformung will nicht mehr gelingen, stattdessen fallen abstrakte, unbekannte Zerrbilder mir aus dem trockenen Mund.
Aufgesprungen am Boden, vom Salz spröde geworden.
Durst nach dem, was Du nicht bist.

Donnerstag, 14. Februar 2008

sunnyboy

Alles stehen lassen und davonlaufen, ohne Adieu, aufgehalten werden verhindern. Der Dinge entledigen, der Welt.
Wohin? Irgendwohin. Wohinwohin.
Die Wände kommen näher als die Menschen es sind, Luft fehlt in den Lungen in den Kleidern, im Haar. Alles ist spröde.

Was mag er gedacht haben?
Sie sitzen jetzt da oder laufen umher, einzig das Warum ist geblieben.
Alles andere fort. Er hat gewartet, bis niemand mehr da war, alle im Wochenende, zu Hause bei den Eltern. Nichts hat er gesagt, nichts.

Wir waren nie befreundet, haben ein Leben lang umeinander wissend, sich nicht wirklich kennend nebeneinander existiert, als Kinder hin und wieder im Zwang belangloses gespielt. Bei jeder Aufzählung von Menschen aus meiner Kindheit hätte ich ihn vergessen.

Es ist lächerlich, wie sehr mich sein Suizid trifft.

Mittwoch, 13. Februar 2008

Apropos

Ausscheidungen, Asphalt und Koffeinabhängigkeit.
Seit 7:46 Uhr wird zurückgespuckt. Ich lasse mir doch nicht dreimal trotz Protest vor die Füße rotzen. Schon mal gar nicht bevor ich die 0,5-l-Marke Kaffee passiert habe.

Die Reaktion ließ tief blicken: "Ey, hassu mich jetz' angespuckt?"
Orale Inkontinenz scheint nicht sein einziges Problem zu sein.

Donnerstag, 31. Januar 2008

Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf

Dennoch besitze ich sie alle, und die meisten von ihnen müssen mit.

Wenn ich mich nochmal beim Gedanken "ich hab nichts anzuziehen" erwische, knipps' ich mir höchstpersönlich das Licht aus. Das geht ja mal gar nicht.

Zumindest weiß ich nun wieder, warum die Aversion gegen Umzüge so groß war.

as years go by

Natürlich habe ich dann zu guter letzt doch noch geheult.
Auf's Umarmen von jedem und allen hatte ich bewusst verzichtet, unter Alkoholeinfluss liegt feucht-fröhlich bei mir immer sehr nahe am Wasser, wenn es emotional wird. Und der Abschied am letzten Abend von den Menschen, mit denen ich 2 1/2 Jahre Schulzeit in der Fremde durchgestanden habe, mit denen ich gelernt, gelacht, gestritten, gearbeitet und gefeiert habe, der barg theoretisch emotionalen Stoff mit dem ich Spitzenlastkraftwerke betreiben könnte. "Alle Schleusen offen", signalisierte mir das Brennen meiner Tränendrüsen und dennoch schaffte ich es diesmal, einigermaßen würdevoll mit lieben Worten und einem Winken in die Runde den Gastraum zu verlassen, in dem sich der kleine Rest unserer Gruppe an Martinis und Weizenbieren festhielt. Draußen im Schneeregen dann kühlte mein heißes Gesicht sich ab und der Klos in der Kehle nahm noch etwas an Umfang zu.

Die meisten von ihnen werde ich erst im Juli wiedersehen, kurz nur, zwei halbe Tage, und alle werden wir zwischen der Hektik des Vortraghaltens, der Aufgeregtheit und der Wiedershensfreude schwanken. So schnell wird es vorbei sein, so schnell werden wir unsere Zeugnisse in den Händen halten, dass wir kaum Zeit haben werden, den endgültigen Abschied zu realisieren.

Im Auto dann, während der letzten Fahrt mit B. nach Hause, bahnen sich dann die Tränen ihren Weg. Nicht viele, erstaunlicher Weise, und sehr stille.

Zum zweiten Mal in meinem Leben durfte ich Teil von etwas sein, gleichwertig dazugehören, zum ersten Mal in einer Gruppe, die ich mir nicht aussuchen konnte, sondern die wild vom Zufall zusammengewürfelt wurde. Danke. Ich hatte eine wirklich gute Zeit.

Dienstag, 29. Januar 2008

Lese- und Bedenkempfehlung Ohne Worte II

Da er irgendwie dennoch ein netter Mensch und eigentlich einfach nur verdächtig ist.

Mal ein netter Auszug aus der eigentlich nicht so brauchbaren Random-Funktion von Twoday.

Und Du so?

Du bist nicht angemeldet.

Sieh mal zu!

warm und licht und plüschig

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Nix geht verloren, der Treibsand wird archiviert: Deutsches Literaturarchiv Marbach. Danke.

Anna

- heißt eigentlich anders und schreibt seit 2002 hin und wieder was ins Internet, seit 2007 tut sie es hier. Ab und an denkt sie wegen Untätigkeit laut oder leise übers Löschen nach, durchringen kann sie sich nicht. Im Treibsand versinken Gefühle, Eindrücke und Textfetzen, die irgendwohin müssen, aber nirgends so richtig passen wollen.

Status

Online seit 6428 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 24. Jul, 02:02

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[- bilderrätsel -]
[- die worte der anderen -]
[- echtzeit -]
[- formaler selbstinzest -]
[- im rhythmus bleiben -]
[- konturverneinend -]
[- nonverbales treiben lassen -]
[- oder so -]
[- pärchenmärchen -]
[- woahaberjetztechtmaey -]
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